Als ein gehetztes Tier bezeichnet K.P. Liessmann in seinem Buch „Bildung als Provokation“ den modernen Menschen. Dieser hat keine freie Zeit zum  Innehalten, darf keinen Stillstand dulden, muss ständig präsent sein und ist hilflos dem Beschleunigungstaumel einer unkontrollierbaren Entwicklung ausgesetzt.

Für die Entwicklung von Kindern ist unser hektischer Alltag kein Gewinn. In den ersten Lebensjahren eines Kindes werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Jede einzelne Tätigkeit und Erfahrung wird im Gehirn abgespeichert. Erstes Wissen wird so Schritt für Schritt aufgebaut. Ein jedes Kind benötigt Musse: Zeit, um sich konzentriert den Dingen zu widmen, die im Moment von Interesse sind und die erkundet werden wollen. Ein Kind will eintauchen in das Spiel, will Dinge erforschen und Neues ausprobieren – immer in seinem Rhythmus. Dieser entspricht nicht dem Takt unserer Erwachsenenwelt, die ständig dynamisch und in Bewegung ist.

Das englische Wort „Flow“ bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht. Lassen wir unsere Kinder vermehrt dieses Glücksgefühl erleben – beim Spielen mit Steinen, beim Beobachten einer Schnecke, beim Hüpfen oder beim Wasser spritzen wie ein Feuerwehrmann!

K.P. Liessmann wünscht unserem heutigen Bildungssystem und der modernen Gesellschaft die Einsicht, dass zu einer Bildung Zeit nötig ist. Methodisch reflektierte und sehr konzentrierte Tätigkeiten erfordern Musse.